Während die amerikanische Wirtschaft noch tiefer in die Rezession taumelt, die Anzahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe laut gestriger Meldung erneut um mehr als 1,4 Millionen auf nun knapp 47,4 Millionen Beschäftigungslose geklettert ist und sich bildende Warteschlangen vor Arbeitsämtern und Tafeln im ganzen Land bilden, erweisen sich die Ergebnisse aus einer neuen Umfrage alles andere als rühmlich.

Danach verzichteten unter 1.100 repräsentativ befragten Amerikanern laut einer neuen Studie der Kaiser Family Foundation ein Viertel aller Befragten seit Februar des laufenden Jahres auf verschiedene Mahlzeiten am Tag. 26 Prozent der Umfrageteilnehmer teilten mit, seit Februar selbst auf Mahlzeiten zu verzichten, dies bei einem Familienmitglied beobachtet oder sich zugunsten von Essensausgaben in Warteschlangen vor örtlichen Tafeln eingereiht zu haben.

Ein Anteil von 14 Prozent unter diesen insgesamt 26 Prozent gab an, im Befragungszeitraum die eigenen Essensportionen verkleinert oder komplett auf verschiedene Tagesgerichte aus Geldmangel verzichtet zu haben. Ein Subanteil von 13 Prozent gab an, inzwischen regelmäßig Tafeln zur Essensausgabe aufzusuchen, während ein anderer Subanteil von 13 Prozent in der Zwischenzeit einen Bezug von staatlichen Lebensmittelmarken beantragt hat.

Erinnern wir uns an die leidigen Debatten und Diskussionen im US-Kongress vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie, in denen ein großer Teil der republikanischen Abgeordneten auf eine Reduzierung der Sozialprogramme wie das Bezugsrecht von Lebensmittelmarken pochte. Es lässt sich in etwa vorstellen, wie es jetzt auf den Straßen Amerikas aussähe, wenn diesen politischen Forderungen nachgegeben worden wäre.

Einer von sechs Befragten gab an, inzwischen auf bestimmte Lebensmittel und Mahlzeiten zu verzichten, weil sich die Lockdown-Maßnahmen der Regierung als zerstörerisch im Hinblick auf deren individuelle Finanzlage ausgewirkt hätten. Einer der Hauptgründe hierfür lässt sich glasklar anhand von kaum existierenden Ersparnissen oder finanziellen Rücklagen unter rund der Hälfte der Bevölkerung ableiten.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass die sogenannten Subprime-Kreditnehmer in Relation zu dem vorhandenen Vermögen mit am höchsten unter allen Bevölkerungsschichten in den USA verschuldet sind. Deshalb verwundert es nicht, dass ein großer Anteil unter den Befragten, die jetzt am schwersten mit den rezessionären Auswirkungen zu kämpfen haben, direkt unter die Armutsschwelle abgesackt sind.

Zehn Prozent unter den Befragten gaben an, schon vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie unter argen finanziellen Schwierigkeiten gelitten und auf verschiedene Mahlzeiten am Tag verzichtet zu haben. Ein weiterer Grund, weshalb mit der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in den Vereinigten Staaten zu rechnen bleibt, dass so ganz unamerikanisch daherkäme.

Etwas mehr als ein Drittel der Befragten (34 Prozent) teilten mit, entweder den eigenen Job verloren zu haben, oder dass der Ehepartner / Lebenspartner des Arbeitsplatzes verlustig gegangen ist oder dessen zu leistende Arbeitsstunden deutlich reduziert wurden. Folge sind teils erheblich sinkende Monatseinnahmen, die es immer mehr erschwerten, eine Familie über den Monat zu bringen.

Die Bezieher von Niedrigeinkommen sehen sich einmal mehr mit am härtesten von den aktuellen Entwicklungen betroffen. Auch ethnische Minderheiten, zu denen unter anderem Afro-Amerikaner und Hispanics zählen, trifft die Krise finanziell mit voller Wucht.

Auf welche Weise sich der amerikanische Wohlfahrtsstaat angesichts von explodierenden Anträgen und Nachfragen zurzeit überfordert sieht, zeigt die Veröffentlichung eines anderen Berichts aus der ersten Juniwoche. Zum damaligen Zeitpunkt warteten unter Bezugnahme auf das US-Finanzministerium noch immer 33 Prozent aller Antragsteller auf den Beginn einer Auszahlung des staatlichen Arbeitslosengeldes.

Wer diesen Prozentwert in Relation zu allen gemessenen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe (47,4 Millionen) im Zeitraum der letzten vierzehn Wochen setzt, kann sich ausrechnen, wie viele Millionen betroffene Arbeitslose bislang noch keine Staatsknete gesehen haben. Dabei hatten Amerikas Gesetzgeber im Zuge des verabschiedeten CARES Act Arbeitslosen eine Reihe von Sonderbezügen ins Gesetz geschrieben.

Ziel war es, großen Bevölkerungsteilen den Kauf von nahrhaften Lebensmitteln nach wie vor zu ermöglichen und den Ausbruch von sozialen Unruhen von vornherein zu verhindern. Doch Millionen von finanziell blanken Amerikanern überrannten über die vergangenen Monate die Anbieter von Tafeln im gesamten Land, was mancherorts schon Ende März / Anfang April zu einer Überforderung der Tafelanbieter und deren Lebensmittelangebot geführt hat

Noch schwerer wiegt, dass sich Berichte (wie hier von Ende April) häufen, laut denen riesige Mengen von in Amerika angebauten Lebensmitteln, Gemüsen und Feldfrüchten auf dem Feld verrotteten oder durch die Bauern weggeschmissen werden.

Landwirten in Amerika seien im ersten Halbjahr Milliarden von US-Dollars in Form von Verkäufen von landwirtschaftlichen Erzeugnissen entgangen, während Millionen Landsleute immer größere Schwierigkeiten damit haben, die eigenen Familien auf ausreichende Weise zu ernähren.

Auch ein Grund für die Überkapazitäten unter landwirtschaftlichen Erzeugnissen waren die staatlich verordneten Lockdowns, in deren Zuge es zu Unterbrechungen in den heimischen Lieferketten und Transportproblemen gekommen war. Ich berichtete Ihnen beispielsweise im März und April, dass amerikanische Farmbetriebe Millionen Tonnen an frisch erzeugter Milch einfach in den Rinnstein kippten.

Kritiker bemängeln, dass das amerikanische Landwirtschaftsministerium viel zu spät auf diese Entwicklungen reagiert habe, um signifikante Entscheidungen zu einem eigenen Aufkauf von überzähligen Früchten, Gemüsen und Milchprodukten zu treffen, um diese Überschüsse zum Nutzen der gesamten Gesellschaft (Stichwort: Lebensmitteltafeln) vom Markt zu nehmen.

Zu einer solchen Maßnahme hätte es insbesondere viel schneller aus dem Blickwinkel von nicht mehr belieferten Hotels und Restaurants, die angesichts der Lockdowns geschlossen waren, kommen müssen. Anscheinend hatte innerhalb der US-Regierung jedoch niemand hieran gedacht, was letztendlich dazu führte, dass heimische Landwirte Millionen von Tonnen an frisch produzierten Lebensmitteln verrotten ließen oder wegschmissen.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Heute nur ein abschließendes Wort hierzu: Irrsinn!

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